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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen

Teil 27: Mai bis Juli 1943. Chronologie

von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)

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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995

ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2


Mai 1943

Mai 1943 ca. ?
Afrika D-GB: Schlacht bei El Alamein
NS-Seite: 4 Divisionen,  ca. 60-70.000 Mann (S.531).
In den Augen Falins ist es eine britische Feigheit, dass britische Truppen sich gegen solch ein kleines deutsches Kontingent stellen und auf dem Hauptkriegsschauplatz Ostfront nicht mithelfen oder keine zweite Front eröffnen (S.531).

Mai 1943
"USA"-GB:
Auf GB sind noch 59.000 "US"-Mann Bodentruppen stationiert - 2.Front wird unmöglich
Im November waren es noch 177.000 "US"-Mann Bodentruppen (S.349).

Auf GB sind 66.000 "US"-Fliegerkräfte stationiert, im November waren es 58.000
(S.349)

Mai-September 1943
"USA": Keine SU-Hilfe mehr über die Nordroute
-- dabei ist die Route über Murmansk und Archangelsk die effektivste Route
-- die Lieferungen gehen genau zu dem Zeitpunkt stark zurück, als die neue Wehrmacht-Offensive im Gange ist
-- die deutschen Schiffe in der Barentsee werden nicht bekämpft
-- Churchill und Roosevelt definieren gemäss Falin Lend-Lease-Lieferungen an die SU und China als "freiwillig" (S.355).

5.5.1943
"USA"-SU: Botschaft von Roosevelt an Maxim Litwinow für Stalin:
Roosevelt plädiert für eine "Begegnung der Köpfe" ohne Churchill oder GB-Vertreter
-- Roosevelt schlägt als Treffpunkt die Tschuktschen-Halbinsel [an der Beringstrasse] vor
-- Roosevelt schickt Joseph Davies nach Moskau, um Einzelheiten abzusprechen (S.356).

in: Sowjetsko-merikanskie otnoschenia, Bd.1, S.314-316

8. 5.1943
"USA": Beratungen zur bevorstehenden Washingtoner Konferenz vom 12.5.1943 mit GB
-- Beratungen von Roosevelt und den Stabschefs des Stabschefskomitees
-- Hauptziel: GB soll zu "Bolero" verpflichtet werden und so schnell wie möglich mit "Bolero" im Frühjahr 1944 begonnen werden (S.357).

12.-25.5.1943
Washingtoner Konferenz GB-"USA" ohne SU: keine 2.Front
(S.356); = Konferenz von Trident? (S.379)
-- die "USA" haben Pläne für die Dardanellen [welche?]
-- die "USA" weisen zum Schein alle Projekte von GB im östlichen Mittelmeer zurück, um vor Stalin gut dazustehen (S.356).

Roosevelt will die 2.Front
-- Roosevelt: 2.Front in Frankreich fällt für 1943 aus, ist unmöglich geworden, für 1944 erfordert sie sofortige Vorbereitungen

Churchill will Italien besetzen und die Türkei in den Krieg hineinziehen - Churchill will gar keine 2.Front mehr
-- Churchill: will am Italienfeldzug festhalten mit Ausscheiden Italiens aus dem Krieg und mit Aussicht auf "reiche Beute"
-- nach dem Ausscheiden Italiens aus dem Krieg werden italienische Truppen auf dem Balkan durch deutsche Truppen von der Ostfront ersetzt werden müssen, oder Deutschland gibt den Balkan auf

-- Churchill hofft auf Kriegseintritt der Türkei
-- die Alliierten können die Einrichtungen in Italien nutzen für Operationen auf dem Balkan und in Südeuropa
-- Churchill lehnt die 2.Front in Frankreich auch für 1944 ab, denn Deutschland werde auch ohne die 2.Front in Frankreich zusammenbrechen (S.357).

Die "amerikanischen" Militärs wollen keinen Italienfeldzug
-- die "amerikanischen" Militärs meinen, Luftangriffe auf Italien würden zum Ausscheiden aus dem Krieg ausreichen
-- Marshall: Der Optimismus der GB-Seite über Italien, dass ein Durchmarsch so einfach wäre, und der Pessimismus hinsichtlich der 2.Front in Frankreich seien nicht gerechtfertigt

[nicht erwähnt: da gibt es noch die Alpen als natürliches Hindernis].

Churchill gibt nach und erlaubt die 2.Front in Frankreich - und Balkanfeldzug
-- der Todesstoss solle von Frankreich her erfolgen
-- neuer Name für die 2.Front: "Roundhammer", später "Overlord" (S.357)

-- Churchill plant einen Angriff über Bulgarien, Rumänien und die Türkei
->> Roosevelt muss die Prüfung zusagen, wenn Churchill die 2.Front akzeptiert (S.357-358)

19.-21.5.1943
DWid:  Treffen von Goerdeler mit Brüdern Wallenberg in Stockholm über Nachkriegsordnung ohne Krieg
(S.361)
-- Brüder Wallenberg sind schwedische Bankiers (S.363)
-- Goerdeler-Vorschläge eines freiwilligen NS-Abzugs aus Westeuropa (S.361).

Der Friedensplan von Goerdeler
-- GB und die "USA" sind die Antipoden zur SU
-- Deutschland soll "lebensfähig" und "stark" bleiben: der "deutsche Soldat" soll das Schutzschild gegen "den Vormarsch Russlands" sein (S.363)

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.354, 551-552
in: Eichholz, Dietrich / Schumann, Wolfgang: Anatomie des Krieges. Berlin 1969, Dok. 236

1. Goerdeler behauptet, eine Befreiungsaktion in Deutschland stünde kurz bevor. Voraussetzung sei die Einstellung der Luftangriffe, was als "stärkste moralische Unterstützung der Aufständischen" gewertet würde; das Zeichen der Befreiung soll das Aufheben der Verdunkelung sein.

2. Goerdeler kündigt für den Fall der Befreiung die Gründung einer demokratischen Regierung mit Vertretung "aller sozialen Schichten, aller Konfessionen, aller deutschen Länder" an, sowie die Gründung eines provisorischen Reichsrats zur Kontrolle der Regierung

3. Wiederherstellung der Selbständigkeit der europäischen Nationen, Grenzverhandlungen mit Polen, am besten die Grenzen von 1914 als "Staatsunion Polen-Litauen"; die westlichen Grenzen sollen strategisch bestimmt werden; Wiederherstellung der CSSR, Finnland soll bestehen bleiben; Nachkriegsordnung mit dem Ziel, dass es in Europa nie mehr Krieg geben soll (S.361).

4. Abrüstung für Deutschland, je nachdem das Verhältnis zwischen Europa und Russland und dem Fernen Osten ausfällt; Deutschland soll keine Seerüstung mehr haben, die deutsche Luftwaffe soll "internationalisiert" werden (S.362).

Risiko des Plans:
-- die "anderen Völker" wollen von Deutschland Beute haben, z.B. streben polnische Nationalisten nach Ostpreussen und in Teile von Schlesien
-- das Ausland will das deutsche Erziehungswesen mitbestimmen
-- das Ausland kann aber nicht für die deutsche Bevölkerung den Sinneswandel herbeiführen, sondern die deutsche Bevölkerung muss das selbst tun (S.362).

Wenn für diese Faktoren nicht positive Lösungen für Deutschland gefunden werden, so Goerdeler: "dann muss man schwarz in die Zukunft Europas und der weissen Völker sehen." (S.362)

Die Werte Goerdelers:
-- Goerdeler betont "Selbständigkeit und Achtung", keine "neue Entwürdigung"
-- Goerdeler betont "Selbständigkeit" von Deutschland
-- Goerdeler ist gegen das Prinzip der bedingungslosen Kapitulation (S.362).

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.349-351

Verhandlungen Wallenbergs mit Churchills Sekretär in London
Der Bericht geht über Kanäle des schwedischen Aussenministeriums nach London an Churchill (S.361).  Wallenberg verhandelt mit Churchills Sekretär in London. Goerdelers Daten sind in GB als "Informationsmaterial" taxiert, und man will in GB die Verbindung zu Goerdeler ausnutzen, um weitere Informationen des Widerstands zu erhalten (S.362).

Zusätzliche Informationen von Goerdeler: Umsturz steht bevor, SU ist eine Gefahr
-- Goerdeler behauptet, es stehe eine entscheidende Aktion gegen Hitler "ganz unmittelbar bevor"
-- Goerdeler bittet, die Luftangriffe bis  ca. Mitte Oktober auf Berlin, Leipzig und Stuttgart einzustellen, wo die Hauptzentren der Verschwörung sich befinden, denn die Kommunikationseinrichtungen müssten funktionieren
-- Goerdeler warnt vor einem totalen Sieg der SU, denn alle freien Staaten seien dann mitbedroht, u.a. Schweden, auch das Empire in Asien, entweder durch die aggressive Rote Armee, oder durch "bolschewistische Zersetzung der europäischen Demokratien" (S.362).

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.351ff.

25.5.1943
Beschlüsse der Washingtoner Konferenz: Italien "neutralisieren", 2.Front 1944
-- Italien "neutralisieren"
-- die Landung auf Sizilien heisst neu "Eskimo" (S.358)
-- 2.Front in Frankreich frühestens ab 1944 (S.357).

in: Sekretnaja perepinska, Bd.1, S.375-378

25.5.1943
Atombombe "USA": "USA" erwägen neben der Entwicklung von Atomwaffen die Entwicklung von Strahlenwaffen auf der Grundlage von Mengen von Strontium
zur Vernichtung von 500.000 Menschen mit einer einzigen Bombe (S.450)

in: Brief von Robert Oppenheimer an Enrico Fermi, 25.5.1943

aber die Atombombe hat gemäss Falin scheinbar Vorrang (S.450).

gleicher Tag:
Atombombe "USA": Marshall bittet Conant um einen Bericht "über den militärischen Einsatz radioaktiver Stoffe"
Conant als Vorsitzender der nationalen wissenschaftlichen Forschungskommission für Verteidigung (S.450)

ab 25.5.1943
SU-"USA": Stalin will kein Treffen mehr mit Roosevelt - Tiefpunkt der Beziehungen
-- wegen des massiven Treuebruchs auf der Konferenz in Washington
-- Rückberufung von Botschaftern aus GB und "USA"
-- es ist der absolute Tiefpunkt der Beziehungen zwischen der SU und GB-"USA" (S.356).

Churchill-Bemühungen für Italien
Churchill intrigiert, um für Italien so viele Truppen und Material wie möglich zu mobilisieren. Roosevelt will aber keine Aufstockung (S.377).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.415
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.286-288, 290-291

Churchill will die "USA" mit allen Mitteln dazu zwingen und hält an seinen Plänen fest, mit der Spekulation, dass wo sich dann von allein die Notwendigkeit zur Aufstockung ergeben würde (S.377).



Juni 1943

GB-"USA": Die Churchill-Intrigen werden auch in England selbst unerträglich
so beklagt sich Beaverbrookes bei Hopkins (S.540).

Juni/Juli 1943
DWid-"USA": Helmuth von Moltke mit Canaris in der Türkei für OSS-Gespräche
-- Gespräche mit den OSS-Agenten Hans Wilbrandt und Alexander Rüstow
-- Moltke schlägt ein deutsch-englisches Stabstreffen vor mit deutschen Generalstabsoffizieren mit Ziel eines Westfriedens
-- Rüstow besteht aber auf einer "bedingungslosen Kapitulation" (S.360)

in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat. Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.277
in: Heideking, Jürgen / Mauch, Christof (Hrsg.): "USA" und deutscher Widerstand. Tübingen, 1993, S.52-69

Juni-August 1943
Schlacht am Kursker Bogen: Sieg der RA
-- über 4 Millionen Mann beteiligt
-- über 70.000 Geschütze und Minenwerfer beteiligt
-- bis zu 13.000 Panzer und 12.000 Flugzeuge beteiligt (S.376).

Juni-Oktober 1943
Ostfront: NS-Verluste: 1,4 Mio. Mann, 118 Divisionen zerschlagen, 50% der Ostfront-Kräfte verloren
(S.376)

4.6.1943
"USA"-SU: Roosevelt  vertröstet Stalin mit der 2.Front für 1944
-- GB und "USA" gewähren der SU Luftunterstützung von Italien aus auf Süd- und Ostdeutschland
-- die 2.Front wird auf Frühjahr 1944 oder später verschoben, an einem Ort, wo sich eine Schwäche zeigt (S.358)

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.328-329.

11.6.1943
SU bekommt grosse Schwierigkeiten wegen der Washingtoner Beschlüsse
-- so der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare
-- die SU kann sich den Beschlüssen nicht anschliessen, denn sie sind ohne SU-Vertretung verfasst worden, die SU wurde nicht einmal konsultiert
-- Stalin wirft GB und "USA" Unseriosität vor (S.358)
-- das Vertrauen ist total gebrochen (S.359).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, S.330-331, 386-387

Als "Trost" für Stalin will Churchill Italien zerschlagen (S.358).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.386-387

21./22.6.1944, in der Nacht
"US"-Botschafter Harriman an Stalin:
"Die Russen sind einfache Menschen, aber man sollte sie nicht für Dummköpfe halten."
aus: Valentin Falin: Zweite Front; Knaur 1995, S.188


[nicht erwähnt: Das gilt wohl auch für andere "einfache Menschen", egal welcher Hautfarbe. Der Rassismus in der "US"-Administration ist mit Harrimans Äusserung unübersehbar].

25.6.1943
Churchill-Telegramm an Roosevelt mit Warnung vor einem 4-Augen-Treffen mit Stalin
denn die Nazipropaganda werde dies als Stoff für Spekulationen gegen die "USA" benutzen (S.381).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.394

Dabei war Churchill selbst allein in Moskau, das gilt für Churchill aber scheinbar nicht (S.381).

Falin über Stalins Fehler, die Kommunikation mit Roosevelt abzulehnen
-- Stalin erkennt die Stärke der "USA" nicht, lebt in einer Empire-Illusion
-- Stalin überbewertet die britischen Informationen
-- Stalin kontrolliert die GB-Informationen nicht und lässt sich gegen die "USA" aufwiegeln
-- Stalin folgert aus den Erfahrungen der Vergangenheit, GB sei pragmatisch, die "USA" aber die doktrinär, was in diesem Fall der Zeit von 1943-1945 nicht stimmt (S.381).



Juli 1943

Mitte 1943
DWid:  Gisevius-Daten über ein Hitler-Komplott in Deutschland
Gisevius spielt dem OSS in Bern ein Dossier über ein Komplott gegen Hitler zu, 4000 "dichtbeschriebene Seiten", von Dulles "Breakers" (Einbrecher) benannt (S.360).

in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.215
in: Brown, A.C.: The Last Hero. N.Y., 1984, S.276
in: Heideking, Jürgen / Mauch, Christof (Hrsg.): "USA" und deutscher Widerstand. Tübingen, 1993, S.52-69

ab Mitte 1943
GB-"USA" haben die unangefochtene Überlegenheit zur See
mit qualitativ verbesserter U-Boot-Abwehr. Gleichzeitig verweigert GB aber die Transportschiffe für "Bolero". Damit haben GB und die "USA" eigentlich keine Ausrede mehr, wegen ein paar deutschen Schiffen der SU Militärhilfe zu verweigern (S.348).

Sommer 1943
OSS-Bewertung der SU-Kriegsziele und die 2.Front:
SU-Ziele: Sicherheit - D zerschlagen -  Nachbarstaaten indoktrinieren
1. Ziel der SU: Sicherheit der SU

2. Ziel der SU: Niederlage Deutschlands, wobei Deutschland nicht stark bleiben darf: "ei starkes und aggressives Deutschland stellt zweifellos eine grössere Gefahr für die Russen als für die Vereinigten Staaten dar."

3. Ziel der SU: Die SU-Erwartungen:
a) SU-Grenzen mehr oder weniger von 1941
b) in allen Nachbarstaaten SU-freundliche Regierungen einsetzen
c) die Gesamtherrschaft über Europa darf nicht von nichtsowjetischen Mächten ausgeübt werden

4. Ziel der SU: eventuell Ausdehnung des Sowjetsystems nach Westen mit neuen Satelliten zur SU-Herrschaft über ganz Europa (S.369).

Das OSS stellt fest:
->> die SU-Ziele sind gegen die "US"-Ziele gerichtet (S.369).

Das Vorgehen gemäss OSS
Das OSS schlägt "drei Alternativen für die Ausrichtung der Strategie und Politik gegenüber Deutschland und Russland vor":

1. die Differenzen mit der SU beilegen, sich auf "gemeinsame Interessen konzentrieren"
oder
2. GB-"USA"-Politik unabhängig von der SU weiterführen und auf starke Positionen hoffen, so dass der SU-Einfluss kleiner wird (S.369)
oder
3. Deutschland nicht besiegen, sondern mit Deutschland die SU einschränken, aber ohne Hitler:
"zu versuchen, die ganze Macht eines unbesiegten Deutschland, das immer noch von den Nazis oder den Generalen regiert wird, gegen Russland zu wenden." (S.369-370)

Optimale Lösung gemäss OSS:
Deutschland und die SU gleichzeitig schwächen
plus:
"maximale Konzentration (anglo-"amerikanischer") Kräfte in der entscheidenden Region Westeuropas" (S.370). Dies sei die "einzige gute Hoffnung" neben allen unvorhersehbaren Gefahren und Unwägbarkeiten (S.370).

OSS über die SU und Deutschland: Zusammenbruch wird ab Mitte 1944 erwartet
-- die SU kann die Ostfront gemäss OSS bis zum "Frühjahrstauwetter 1944, möglicherweise auch etwas länger aufrechterhalten."

-- ab Sommer 1944 wird die SU unter Lebensmittelmangel und Mangel an Soldaten leiden, mit "einem bedeutenden Rückgang der militärischen Möglichkeiten Russlands" als Folge

-- gleichzeitig wird auch Deutschland die Reserven erschöpft haben und ein "bedeutendes Absinken der militärischen Möglichkeiten Deutschlands" wird die Folge sein

-- die SU will keinen Frieden mit Deutschland, denn dies wäre ein Separatfrieden, der von GB und "USA" als Präjudiz gelten könnte für neue Geschäfte mit dem Reich (S.370).

[nicht erwähnt:
-- das OSS fährt voll auf Konfrontation mit der SU - das OSS sucht keinen Mittelweg zwischen Kapitalismus und Kommunismus, um den herrannahenden weiteren Konfliktverlauf zu bändigen
-- die SU wird nicht schwächer, sondern immer stärker!]

OSS: Szenario A: Westfrieden und Sieg gegen die SU
mit Deutschland kooperieren - alle Kräfte gegen die SU werfen - die SU besiegen - dann aber muss das grosse Deutschland auch noch besiegt werden (S.370-371) - die Hauptschwierigkeit wird sein, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass dann der Krieg noch weitergehen muss (S.371)

OSS: Szenario B: totale Kapitulation von D, Kampf über den Balkan mit der SU
gemeinsamer Sieg mit SU gegen Deutschland - sich so gute Ausgangspositionen wie möglich schaffen - ohne sofortige gemeinsame Anstrengungen wird in 6-8 Monaten in Europa die Rivalität zwischen "USA"-GB gegen die SU ausbrechen - falls ein Balkanfeldzug stattfindet, werden die Reibungen noch grösser, ausserdem braucht ein Balkanfeldzug Truppen aus Westeuropa - die OSS empfiehlt, Bulgarien, Rumänien und Ungarn mit politischen Mitteln und Luftangriffen zum Ausscheiden aus dem Krieg zu bewegen (S.371)

[nicht erwähnt: die SU wird sich auf die Sowjetisierung dieser Länder als Beute freuen]

weiter sollen dem deutschen Widerstand versöhnliche Bedingungen angeboten werden - die SU wird Deutschland von allein besiegen können und bei der Neugestaltung Europas die Hauptrolle spielen (S.371) - das NS-Regime wird immer mehr Truppen von West nach Ost verlagern (S.371-372) - innerhalb Deutschlands ist im Frühjahr/Sommer 1944 eine Krisenentwicklung möglich (S.372)

weitere Entwicklung:
a) in diesem Stadium wird eine 2.Front in Westeuropa möglich
b) bei relativ schwachem Widerstand der Wehrmacht, weil die Ostfront verteidigt werden muss
c) diese Situation ist zum Machtwechsel in Deutschland geeignet, Machtübernahme durch deutsche Generäle

d) die Generäle können bei den Westalliierten um Waffenstillstand nachsuchen - wenn das Gesuch abgelehnt wird, könnte in Deutschland eine "zentristisch-sozialistische Regierung" entstehen, die von GB und "USA" anerkannt wird - Abkommen über Nachkriegsregelung - die SU muss dieses Vorgehen akzeptieren (S.372)

andere Entwicklungsmöglichkeit:
-- eine kommunistische Rebellion einer "energischen Minderheit" im Frühjahr und Sommer 1944
-- eventuell ungehinderter Vormarsch der RA bis nach Westeuropa, mit viel stärkeren Kräften als die Truppen von GB und "USA"
-- eventuell ergeben sich dadurch ungünstigere Verhandlungspositionen der Westmächte
-- eventuell entwickelt sich daraus bereits ein direkter sowjetisch-"amerikanisch"-britischer Konflikt (S.372).

OSS: Szenario C: totale Kapitulation von D, 2.Front mit SU
-- Konzentration maximaler Kräfte in Westeuropa
-- unverzügliche Vereinbarung mit der SU
-- die Minimalziele von "USA" und SU sind vereinbar, und die SU will weiter die Zusammenarbeit (S.372).


Schlussfolgerung des OSS:
Die 2.Front muss her, sonst herrscht die SU allein in Europa
-- Falin:
"Eine teure Landung auf dem Kontinent, betonten die Verfasser des Dokumentes, 'wäre die einzige Aktion, die geeignet sein könnte, den Westmächten von vornherein eine aussichtsreiche Position zur Durchsetzung einer Kompromissregelung mit Russland und die Grundlage dafür zu garantieren, dass die Vereinigten Staaten, Grossbritannien und Russland Deutschland gemeinsam besetzen und gemeinsam die Einhaltung der Vereinbarungen garantieren." (S.372-373)

-- mit der SU ist eine "vorherige Vereinbarung" essentiell wichtig

-- die 2.Front muss bald erfolgen, sonst verspürt die SU kein Bedürfnis mehr nach Verständigung

-- wenn die 2.Front verspätet erfolgt, könnte die SU in Deutschland eine "extremistische Regierung" einsetzen (S.373)

Vorschlag für Gebiete-Anerkennungen:
-- GB-"USA" sollen strategische Basen "übernehmen"
-- die SU soll einen "bedeutenden Teil" der 1939/1940 annektierten Territorien erhalten (S.373)

[nicht erwähnt: Die dortigen Bevölkerungen werden nicht gefragt...]

Das Risiko: Scheitert die Verständigung mit der SU, so ist die Position nicht schlechter als ohne Verständigung. Eine 2.Front ist aber auf alle Fälle notwendig (S.373).

in: Natonal Archives of "USA". File YCS, USSR 9-13-43; In: Neue Zeit, Moskau, Nr.2, 1986, S.18-22

Sommer 1943
Atombombe GB: Churchill strebt an, dass GB nie mehr erpressbar sei und strebt den Besitz von Atombomben gegen die SU an
(S.451)

in: Groves, Leslie: Now It Can Be Told, N.Y. 1962, S.132

"USA" und GB vermeiden jegliche Verpflichtung zur SU
(S.360-361)

Der deutsche Widerstand sagt den Zusammenbruch des Nazi-Regimes voraus
(S.361)

OSS untersucht Westfrieden und den gemeinsamen Kampf gegen die SU
(S.367)

[5.7.1943]
Ostfront: Schlacht am Kursker Bogen
-- mit dem grössten Materialeinsatz der Kriegsparteien im ganzen Krieg (S.265)
[-- von der deutschen Seite als Operation "Zitadelle" bezeichnet].

[10.7.1943]
GB-"USA": Landung in Sizilien
ist für Churchill seine "Zweite Front" (S.265).

10.7.-September 1943
Italienfeldzug, Landungen auf Sizilien und auf dem Festland
-- der Italienfeldzug ist gemäss dem britischen Historiker Fuller strategisch sinnlos und taktisch mittelmässig (S.379)

in: Fuller, G.: Wtoraja mirowaja woina 1939-1945. Strategitscheski itaktitscheski absor. Moskau 1956, S.343

-- viele "amerikanische" Historiker beschreiben den Italienfeldzug als "Hilfsaktion" und behaupten, er habe insgesamt den Zweck erfüllt

-- auch "amerikanische" Historiker bemängeln aber eine "mässige Truppenführung", u.a. wegen Konkurrenzgehabe zwischen "US"- und britischen Truppen (S.379).

in: Rsheschewski, Oleg, S.162-166

Sardinien wird von italienischen Truppen praktisch kampflos überlassen
(S.379)

Sommer-Herbst 1943
"USA": Die Stäbe wägen ab, ob ein Frontwechsel mit Deutschland gegen die SU lohnenswert ist
weil die SU zu stark werden könnte. Berichte vom OSS und dem Komitee der Stabschefs an das State Department (S.407).

Korsika wird von NS-Truppen auf eigenen Entschluss verlassen
(S.379)

->> Entwicklung einer GB-Illusion, dass die NS-Truppen auch Inseln im östlichen Mittelmeer und den Balkan kampflos räumen würden
->> Churchill will unbedingt die Dodekanes-Inseln besetzen lassen
->> Churchill will Italien und den Balkan zu einem einzigen Kriegsschauplatz erklären lassen (S.379)

->> Roosevelt und seine Stäbe sind von der Churchill-Strategie gar nicht beeindruckt
->> die "US"-Seite will keine "Overlord"-Mittel mehr für das Mittelmeer hergeben, auch nicht für eine Insel, die Rhodos heisst (S.379).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.420-422

Juli-September 1943 ca.
GB-Feldzug auf die griechischen Inseln endet im Fiasko
Die "US"-Truppen helfen den britischen Truppen nicht. Damit versinkt das Vorhaben des Balkanvorstosses im Meer und Churchill hat kein Argument mehr gegen "Overlord".

in: Churchill, S.237-261

GB unterschätzt gemäss Falin auch den Balkan, denn
-- die NS-Macht bezieht vom Balkan Öl, Bauxit, Kupfer, Chrom und andere Rohstoffe und Nahrungsmittel
-- die NS-Macht baut eine Verteidigungslinie auf dem Balkan auf (S.380).

[nicht erwähnt: mit Zwangsarbeitern, mit jüdischen Häftlingen?]

19.7.1943
Gespräch Hopkins-Gromyko: Roosevelts Angebot an Stalin in Territorialfragen
-- Gromyko ist zu der Zeit SU-Geschäftsträger in den "USA"
-- Hopkins will ein Gespräch zwischen Roosevelt und Stalin arrangieren
-- Hopkins verspricht, Roosevelt würde Stalin in grossem Massen anerkennen und v.a. in Territorialfragen und anderen Fragen Stalin entgegenkommen (S.380).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.351-2

Stalin lehnt Gespräche mit Roosevelt weiterhin ab
-- Stalin begründet mit "der gespannten Lage an der Front"
-- allenfalls können "verantwortliche Vertreter" beider Staaten zusammenkommen, in Astrachan oder Archangelsk (S.380)

-- Stalin schlägt aber ein Dreiertreffen vor, wie er es schon Joseph Davies vorgeschlagen hat (S.381).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.359

->> Roosevelt sieht, dass er kaum SU-Rechte bei GB durchsetzen kann, wen Stalin die Kommunikation mit ihm unter vier Augen verweigert, und wird GB-Positionen akzeptieren müssen
->> gleichzeitig warnt Churchill Roosevelt, weiter den persönlichen Kontakt mit Stalin zu suchen (S.381).
[19.7.1943
GB-Bombardierung von Rom]

[24.7.1943
Italien: Mussolini wird zum Rücktritt gezwungen
dann verhaftet und entführt].

[26.7.1943
Italien: Auflösung der faschistischen Partei
ohne Widerstand].

gleicher Tag
Churchill-Memo in 12 Punkten an Roosevelt
Churchills Mahnung zu Italien nach dem Krieg
Churchill fordert Roosevelt auf, jede nicht-faschistische Regierung wohlwollend zu behandeln, wenn das Land dadurch effektiv geführt wird (S.365), auch wenn es sich nicht um eine Idealbesetzung handle:

"Jetzt, da Mussolini gestürzt ist, bin ich bereit, mich mit jeder nicht-faschistischen Regierung einzulassen, die in der Lage ist, die übernommenen Verpflichtungen zu erfüllen." (S.541)

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.405

[nicht erwähnt:
Es wird automatisch vorausgesetzt, dass linke Regierungen die "Verpflichtungen" nicht erfüllen können].

Projekt Churchills für eine "ehrenvolle" Kapitulation Italiens - italienischer Armeerückzug - Koordination mit der SU und Hoffen auf Kriegseintritt der Türkei
-- Churchill will die Kapitulation von einer "bedingungslosen" in eine "ehrenvolle" umwandeln
-- nach dem Sieg in Italien sollen alle italienischen Truppen rückgeführt werden
-- alle britischen Kriegsgefangenen sollen freigelassen werden (S.365)

-- die Punkte 11 und 12 sind die einzigen, wo die SU erwähnt wird:

Punkt 11:
-- Churchill hofft auf Koordination mit der SU
-- Churchill hofft, dass die SU auf die Türkei Druck macht, um diese zu einem Kriegseintritt für einen Balkanfeldzug zu bewegen (S.365)

Punkt 12:
-- ein Entscheid über Mussolini und dessen Clique soll mit Konsultation der SU geschehen (S.365).

Roosevelt: ändert das Papier, in dem alle Kriegsgefangenen der "Vereinten Nationen" freigelassen werden sollen (S.365).

in: Churchill, Bd.V, 1, S.71-74

26.-30.7.1943
GB-"USA"-It: London und Washington stimmen die Kapitulationsbedingungen für Italien ab
ohne der SU-Seite auch nur ein einziges Wort zu sagen (S.365).

30.7.1943
GB-"USA"-SU: Mitteilung der italienischen Kapitulationsbedingungen an die SU
von Eden an den sowjetischen Geschäftsträger in GB, Arkadi Sobolew (S.365).

31.7.1943
SU akzeptiert die Kapitulationsbedingungen für Italien
Molotow reklamiert aber, dass die Methode der nachträglichen Information für die SU inakzeptabel sei (S.365).

Ende Juli 1943 ca.
GB-"USA"-SU: Aufkommen der Idee einer Aussenministerkonferenz der "3 Mächte" in Moskau
(S.381)
in: Briefwechsel, S.564-567

Dann entsteht die Idee der Beratungskonferenz der Regierungschefs in Teheran (S.381).


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